Fallbeispiel ADHS

Ein Beispiel aus der Praxis:

Jonas* ist 8 Jahre alt. Nach großen schulischen Schwierigkeiten und vielen Frustrationen, kam seine Mutter mit Jonas zur Musiktherapie. Er sei schon immer etwas unruhiger, könne sich nur schwer konzentrieren, sei sprunghaft und entdecke immer wieder etwas, was ihn interessieren würde. Doch meist nur für kurze Zeit. Findet er jedoch etwas, was ihn wirklich "fesselt", so könne er sich damit länger beschäftigen. In der Schule sei es für Jonas allerdings kaum möglich, am Unterricht teilzunehmen. Zudem könne er nur sehr schlecht lesen und habe Angst, in der Schule etwas vorlesen zu müssen. Aus diesem Grund leide er häufig schon morgens unter Bauchschmerzen. 


Die Auffälligkeiten, von denen seine Mutter im Erstgespräch berichtet, zeigt Jonas direkt in der ersten Begegnung. Er kann sich nur sehr schwer entscheiden, ist sprunghaft und etwas tollpatschig. Jonas nimmt ein Instrument, schüttelt es und ohne auf den Klang zu warten, nimmt er sich schon das nächste. So geht das circa eine halbe Stunde und Jonas kommt kaum zur Ruhe. Ich habe das Gefühl, dass er mich nur am Rande wahrnimmt, sein Blick geht unruhig durch den Raum, der ganze Körper ist in Bewegung. 

Zur Förderung seiner sozialen Kompetenzen kommt Jonas in eine Kleingruppe mit drei anderen Kindern in seinem Alter. Nicht alle haben die gleichen Schwierigkeiten wie Jonas, doch sie verstehen sich auf Anhieb gut und Jonas hat das Gefühl, nicht der einzige zu sein, dem Dinge schwerfallen. 
Anfangs ist Jonas eher der Pausenclown, seine Unfähigkeit, bei der Sache zu bleiben macht er mit Albernheiten wett. Bis es die anderen Kinder stört und sie ihn bitten, sich endlich ruhiger zu verhalten. 
Jonas findet ein Instrument, das ihn fasziniert. Er spielt auf der Djembe (Trommel) und bekommt die Aufgabe, den Rhythmus zu halten, da sonst die ganze Gruppe aus dem Takt kommt. Diese Aufgabe nimmt Jonas sehr ernst und ist enorm stolz, als es ihm gelingt. Auch die Gruppe freut sich mit ihm und so gelingt es Jonas Stück für Stück, sich neuen Herausforderungen zu stellen. 
Sein Selbstwertgefühl ist gestärkt und er hat gelernt, auch positive Erfahrungen machen zu können. 
Jonas kommt mit viel Motivation jede Woche zur Musiktherapie und berichtet, dass er in der Schule leichte Fortschritte macht. Manchmal klopft er auf seinen Knien einen einfachen Rhythmus, wenn alles um ihn herum zu chaotisch wird. So kommt er zur Ruhe und hat gelernt, sich und seine Impulsivität zu regulieren. 

*Name geändert